Cocktailforum

06. Juli 2016, 00:26
Fabiene_Boilley
3500 Beiträge

rrr schrieb:
Fabiene_Boilley schrieb:
Da bin ich mal sehr gespannt, wie das mit dem Ethanol funktioniert. Ich persönlich würde ja eher auf eine gelagerte Spierituose zurückgreifen, weil man so schon eine gewisse Basis an Aroma und Würze hat. Das kann bei fruchtigeren Bitters aber natürlich auch störend sein.

Dieses ist der Grund meiner Vorgehensweise. Es gibt schon einige Fruchtbitters, doch meinen noch nicht. Wüßte ich jedefalls nicht.

Fabiene_Boilley schrieb:
Ich hoffe in jedem Fall auf Proben für das Forum.GrinsAetschGelage

Das mache ich aber nur diesmal auf deinen besonderen Wunsch hin. Für jeden Einzelnen aus unserem Forum nun die Probe. Hoffe, es gefällt. Grins

LolWar ja klar, dass du dich irgendwie wieder aus der Nummer rauswindest. Aber interessant, was du da aus dem Jahr 1954 ausgegraben hast.Wink
06. Juli 2016, 10:08
SchuettelStefan
19716 Beiträge

12. Juli 2016, 22:22
rrr
3970 Beiträge

Meine Bitters-Werkstatt 3. Teil

Vergesslich bin ich. Sobald mein Interesse im Internet dem nächsten Kraut galt, wusste ich schon nicht mehr, die Wirkung, Geruch, Geschmack des Vorhergehenden. Aus diesem Grund bastelte ich eine Tabelle über die Teile des Interesses. Geordnet nach Geruch, Geschmack, Farbe, Wirkungsweise, Unverträglichkeit. Die Auflistung ist nicht abschließend, jeder hat sicherlich seine Vorstellungen. Sehr hilfreich übrigens, solltet ihr auch so machen, wenn ihr intensiver in die Materie einsteigt wollt. Nach dieser Liste ist leicht feststellbar, welche Teile harmonieren, welche möglicherweise störend wirken.

Grau ist alle Theorie... deshalb geht es jetzt zur Sache. Nachdem feststeht, welche Kräuter auf die Favoritenliste gehören, kann bestellt werden. Also Händler gesucht, da war schon wieder die erste Hürde. Eigentlich sollte ich es kennen von unseren Spirituosenhändlern. Alles bei Einem, fast ausgeschlossen. Also bei zwei Händlern bestellt, mit denen ich vollauf zufrieden bin. Man könnte auch bei wenigen Zutaten im Reformhaus, evtl. Geschäft mit Waren aus ökologischem Anbau, zur Not in der Apotheke kaufen. Würde aber pro Kraut wohl höherpreisig ausfallen.

Ware gut eingetroffen, schön sauber verpackt in Tüten, die einer Teeverpackung gleichen und mit einem Drahtclip verschlossen. Alles geöffnet, neugierig beäugt und beschnüffelt, wie ein kleiner Hund. Manches wurde sofort einem Geschmackstest unterzogen. Diese Werte flossen in meine Tabelle ein, sofern noch nicht vorhanden. Sie hilft die Herstellung des Bitters wiederholbar zu machen, oder ggf. Änderungen ohne große Überlegung vorzunehmen. Muß zugeben, meine Bestellungen fielen umfangreicher aus, als notwendig. Wollte auf der sicheren Seite sein und nicht erst auf das nächste Kraut warten, das evtl. felhlt. Zudem sollten weitere Bitter folgen.

Es kann losgehen. Mein Ansatz beruht auf verschiedenen Komponenten, die ich nach Geschmack, z. B. bitter, ordnete und in jeweils einer genau abgewogenen Menge zusammen in Alkohol einlegte. Diese Werte übertrug ich wiederum in meine Tabelle. Als Beispiel:

1. Ansatz) 150 ml 40% Alkohol Wodka

10 g Alantwurzel süßlich....

10 g Angelikawurzel süßlich....

2..Ansatz) 300 ml 40% Alkohol Wodka

15 g Artischocke bitter.....

10 g Teufelskralle bitter …... usw.

So gewinne ich vier Mazerate in unterschiedlichen Geschmackserlebnissen. Auch die Farbgebung spielt eine Rolle. Danach werden die Kräuter ebenfalls ausgesucht, ein schmutziges Braun mag ich nicht. Die Hauptkomponente, oder wie der Parfumeur sagen würde, welches die Kopfnote ergeben soll, legte ich in 96% Alkohol ein. Das Ganze geschieht in sauberen, ausreichend großen Gefäßen, die dicht schließen. Ausreichend große, weil die Einlage an Volumen deutlich gewinnen kann. Insofern muß auch die Flüssigkeitsmenge angepasst sein. Man muß diesen Weg nicht beschreiten. Wenn ein erprobtes Rezept existiert, schüttet man alles zusammen und das war es. Mein Rezept existiert nicht, lediglich eine Vorstellung des Geschmackes schwirrt in meinem Kopf. „aperitiffähig“ sollte er sein, also den Appetit anregen, stimulierend. Deshalb erhielt diese Variante den Vorzug.

Nun bedarf es der Muße, die Ansätze / Mazerate benötigen Zeit. Aus diesem Grund erzähle ich euch im nächsten Teil wie es weitergeht.


oben
13. Juli 2016, 09:38
SchuettelStefan
19716 Beiträge

rrr schrieb:
Vergesslich bin ich. Sobald mein Interesse im Internet dem nächsten Kraut galt, wusste ich schon nicht mehr, die Wirkung, Geruch, Geschmack des Vorhergehenden...
Mein Gott, was bin ich froh, daß ich nicht allein bin.

Aber wieder sehr schön un informativ geschrieben rrr. Vielen Dank. Stoesschen
13. Juli 2016, 14:44
rrr
3970 Beiträge

Danke auch, Stefan. Interessierte können so evtl. aus meinen Erfahrungen profitieren. Stoesschen
13. Juli 2016, 15:55
Fabiene_Boilley
3500 Beiträge

Und ich habe jetzt erstmal gelernt, dass es ein Gewürz namens Teufelskralle gibt. Wenn es dieser Bitter nicht in sich hat.Lol
13. Juli 2016, 20:20
rrr
3970 Beiträge

Lol Und ob, und ob! Hat noch einen zweiten Namen, Trampelklette, finde ich auch sehr nett.

Diese afrikanische Teufelskrallenwurzel wie es richtig heißt, wächst in Südafrika, ist schmerzstillend bei z. B. Rheuma, Arthrose, Rückenbeschwerden. Regt den Appetit an und ist leicht verdauungsfördernd. Die Bestände sind als gering zu betrachten, aus diesem Grund werden lediglich die Wurzelausläufer geerntet. Ein Anbau außerhalb dieser Region wurde bisher nicht von Erfolg gekrönt.
14. Juli 2016, 01:39
Fabiene_Boilley
3500 Beiträge

rrr schrieb:
Ein Anbau außerhalb dieser Region wurde bisher nicht von Erfolg gekrönt.

Ich bin sehr optimistisch, dass du diese Geschichte zum Besseren wenden wirst und setze auf das rrr'sche Gewächshaus.Grins
14. Juli 2016, 12:38
rrr
3970 Beiträge

Gewächshaus? VerwirrtVerwirrt Ach, Du meinst meine Orangerie...

Erstmal ein kleines Bildchen von den Ansätzen und Kräutertüten. Komisch, sonst fragt ihr immer danach:



Gibt´s ja auch nicht viel zu sehen. Tüten mit Gläsern halt. Grins


oben
14. Juli 2016, 12:47
Fabiene_Boilley
3500 Beiträge

Und wo ist das Bild der Orangerie?Grins
14. Juli 2016, 13:09
rrr
3970 Beiträge

Bild, achso ja...

Roehrensee

Bitteschön...
14. Juli 2016, 16:16
Fabiene_Boilley
3500 Beiträge

Och ja, so lässt sich doch leben. Das sollte auch noch ein Eckchen für das Teufelskraut frei sein.Grins
14. Juli 2016, 17:14
SchuettelStefan
19716 Beiträge

Und was hast Du da im Vordergrund angesetzt? Fällt da auch für das Forum eine Probe ab?
Ich finde es allerdings nicht so günstig, daß Du den Ansatz nicht abgedeckt hast. Was da alles hineinfallen kann. Und der Inhalt könnte auch teilweise verdunsten. Das verändert dann wieder Konsistenz und Geschmack. Daran solltest DU noch arbeiten.
14. Juli 2016, 19:41
rrr
3970 Beiträge

Fabiene_Boilley schrieb:
Och ja, so lässt sich doch leben.


Wie, leben? Die Gebäude dienen ausschließlich der Überwinterung meiner Zitrusplantage. Mein bescheidenes Heim befindet sich linker Hand gegenüber.

SchuettelStefan schrieb:
Und was hast Du da im Vordergrund angesetzt? ...
Ich finde es allerdings nicht so günstig, daß Du den Ansatz nicht abgedeckt hast. Was da alles hineinfallen kann. Und der Inhalt könnte auch teilweise verdunsten. Das verändert dann wieder Konsistenz und Geschmack. Daran solltest DU noch arbeiten.


Nein, nein, Das soll so sein. Hier ist das Lemna minor-Becken, rein ökologischer Anbau. Wird nach einer längeren Einwirkzeit mit einer Art versilberten Kupferglosche abgedeckt. Die im Becken positionierten figuralen Elemente wirken als Verankerung der Glosche, welche hermetisch am Beckenrand abschließt. Unterhalb des Beckens, auf dem Foto nicht ersichtlich, wird ein Buchenholzfeuer entfacht. So kann diese Vorrichtung als Destillierapparat genutzt werden.
14. Juli 2016, 19:41
rrr
3970 Beiträge

SchuettelStefan schrieb:
Und was hast Du da im Vordergrund angesetzt? Fällt da auch für das Forum eine Probe ab?


Selbstverständlich, ihr könnt alle zum Probieren kommen. Befindet sich in Oberfranken (nicht wahr, Stefan Zwinker ) und ist frei zugänglich. Bringt einen Löffel, Suppenkelle o.ä. mit.