Cocktailforum

06. Februar 2007, 22:02
schoeun
794 Beiträge

wie gesagt, die sendung war wirklich sehr interessant und informativ. hat mich jedenfalls zum nachdenken bewegt, nicht nur in bezug auf mein trinkverhalten sondern auch auf das von freunden. danke für den hinweis achim!

lg schöunWink
06. Februar 2007, 22:30
Achim
9038 Beiträge

schoeun schrieb:
wie gesagt, die sendung war wirklich sehr interessant und informativ. hat mich jedenfalls zum nachdenken bewegt, nicht nur in bezug auf mein trinkverhalten sondern auch auf das von freunden. danke für den hinweis achim!

lg schöunWink


Ich hing schon so im Dreck wegen meiner Alkoholsucht das ich jede Möglichkeit wahrnehme auf diese Krankheit aufmerksam zu machen. Wenn nur eine Person drüber nachdenkt habe ich was bewirkt.
Wink Achim.
PS: 2005 verloren 3 Freunde von mir deswegen ihr Leben Ueberrascht
2006 4 weitere Heul. Alle starben langsam und qualvoll an den Folgekrankheiten ihrer Sucht.Ueberrascht
Wink Achim.
06. Februar 2007, 22:33
el_muerte
10916 Beiträge

Tja ich kenne einen, der will sich leider nicht helfen lassen, obwohl da auch schon ein oder zwei aus seinem Trinkerkreis dran glauben mussten.
06. Februar 2007, 22:44
Achim
9038 Beiträge

el_muerte schrieb:
Tja ich kenne einen, der will sich leider nicht helfen lassen, obwohl da auch schon ein oder zwei aus seinem Trinkerkreis dran glauben mussten.


Davon gibts leider genug. Ich habe 2003 in der Therapie einen kennengelernt der 15 km von mir weg wohnt. Der will es einfach nicht einsehen WuetendWuetend. Er lag seit 2003 regelmässig alle 3 Monate im Krankenhaus. Epileptische Anfälle, Alkoholvergiftung, schwere Kopfverletzung infolge eines Sturzes durch epileptischen Anfall usw. Er hat sich im Januar 06 im Vollrausch einen Oberschenkelhals gebrochen und der ist bis heute nicht verheilt. Er sagt das ist die Schuld der Ärzte aber wie soll ein unterernährter Körper der vom Alkohol sehr stark vergiftet ist noch Heilkräfte entwickeln. Ich denke er wird dieses Jahr nicht überleben.HeulHeul Aber er hört einfach nicht auf. Die letzte Therapie brach er nach einem Rückfall ab. Er hatte Wochendurlaub und war zu hause und hatte Schmerzen im Bein da "musste" er doch ein Bier trinken. Durch seine Sauferei verlor er alles. Seine Frau, seinen Bruder, alle seine Freund (auch mich und Lenni) weil er bösartig wurde. ER verlor aber auch seinen Charakter seine Wahrnehmungsfähigkeiten, seine Moral. Er ist körperlich und geistig ein Wrack.Traurig
Wink Achim.
06. Februar 2007, 22:57
el_muerte
10916 Beiträge

Ganz so weit ist es bei ihm noch nicht, aber er ist auf dem bestem Weg dahin.Traurig
06. Februar 2007, 23:02
Achim
9038 Beiträge

el_muerte schrieb:
Ganz so weit ist es bei ihm noch nicht, aber er ist auf dem bestem Weg dahin.Traurig


Hilf ihm. Geh mal zur Diakonie oder zur Beratungsstelle und frage was du machen kannst. Du darfst ihm keine Vorwürfe machen aber erkläre ihm das du ihn gut leiden kannst und es schade um ihn wäre. Erkläre ihm wenn er nüchtern ist das er Freunde hat und ihr ihm auch während der Therapie unterstützt. Rede mit seiner Frau, Freundin, Eltern, Kindern, Arbeitgeber oder sonst jemand der positiven Einfluss auf ihn hat. Rede mit jemanden den "er" gern hat.
Wink Achim.
06. Februar 2007, 23:19
el_muerte
10916 Beiträge

Das habe nicht nur ich Jahre lang versucht, er war auch mal ne Zeit trocken, aber geholfen hat es nicht.
06. Februar 2007, 23:57
Achim
9038 Beiträge

el_muerte schrieb:
Das habe nicht nur ich Jahre lang versucht, er war auch mal ne Zeit trocken, aber geholfen hat es nicht.


HeulTraurig War bei mir jahrelang auch so. Gott sei Dank hat es bei mir irgendwann mal klick gemacht. Aber das ist leider nicht bei jedem so. Viele werden nach ner Therapie wieder rückfällig. Das liegt oft daran das man sich denkt das nach ner Therapie alles ok ist. Wie z.B. nach einer Blinddarmop. Operation erledigt, Thema erledigt. Nach einer Therapie ist aber noch lang nicht alles vorbei sondern es geht erst los. Man kommt immer unverhofft in Situationen in denen man allzuleicht zur Flasche greift wenn man absolut unvorbereitet ist. Ich vermute dein Bekannter hat keine Nachsorge gemacht. Lenni und ich sind seit Jahren trocken und halten trotzdem noch Kontakt zu Selbsthilfegruppen und beschäftigen uns aktiv mit unseren Suchtproblemen. Somit sind wir in den Situationen in denen ander rückfällig werden etwas besser gewappnet. Aber auch wir sind nach wie vor Rückfallgefährdet. Aber weil wir das eben wissen ist die Chance das es uns wieder packt deutlich geringer. Ausserdem verheimlichen wir unsere Sucht nicht und haben somit die Garantie das andere eher eingreifen können wenn sie wissen das wir trocken sind.
Wink Achim.
07. Februar 2007, 00:25
Lenni
6248 Beiträge

Gut erklärt Achim, leider war ich heute Abend nicht da, sonst hätte ich mich wohl an der Diskussion beteiligt. Aber du hast ja schon das Meiste gesagt, Achim.Super

GrußWinkWink
07. Februar 2007, 00:50
schoeun
794 Beiträge

mal so ne allgemeine frage: wenn man jetzt trockener alkoholiker ist, kann man dann nie wieder, natürlich im masse, alkohol trinken? vielleicht ein bier am wochenende? ist da die rückfallgefahr dann zu hoch?

Wink
07. Februar 2007, 01:33
Lenni
6248 Beiträge

Viele versuchen nach ihrer Therapie oder auch sonst nach einer längeren Trockenphase wieder mit "kontrollierten" Trinken. Doch das funktioniert nicht. Es gibt keine Ausnahmen. Gerade mit alkoholfreien Bier, welches ja nur alkoholarm ist, ist die Rückfallgefahr besonders hoch. Insbesondere sollte man auch darauf achten, auch nicht Alkohol in geringen und geringsten Mengen zu sich zu nehmen. Also z.B. Schwarzwälder Kirschtorte, Mon Cherry, Soßen die mit Alkohol zubereitet wurden usw. sollte man auf jeden Fall meiden. Nicht die Alkoholmenge macht rückfällig, sondern, und gerade das ist das Tückische, gerade weil die kleine Menge Alkohol körperlich wenig ausmacht, und man langsam aber sicher wieder seine Alkoholdosis erhöht und plötzich ist man wieder rückfällig und erneut abhängig.
Vielfach wird man erneut rückfällig, weil es nach ein paar Jahren der Trockenheit es einen plötzlich zu gut geht und man seine Abhängigkeit verleugnet. Man verdrängt und sagt sich, so schlimm war das doch damals nicht und fängt langsam wieder mit dem trinken an. (eigene leidvolle ErfahrungUeberraschtUeberrascht)
Man verdrängt in einer solchen Situation, wie mies es einen früher ging und begeht den Irrglauben wieder kontrolliert trinken zu können.
Wenn man sich aber wirklich, aber auch wirklich wirklich, auch vom Kopf her bewusst macht, dass man Alkoholiker ist, erst dann hat man eine reelle Chance trocken zu bleiben.
Man muss aber auch was dafür tun. Achim hat ja schon einiges genannt. Ich zum Beispiel besuche regelmäßig Selbsthilfegruppen. Das ist aber nur eine von vielen Möglichkeiten. Ich hoffe, schoeun, damit ist deine Frage einigermaßen beantwortet.

Gruß WinkWink

Habe diesen Beitrag editiert, wegen inhaltlicher Fehler.
07. Februar 2007, 10:37
Ute_line
3440 Beiträge

Achim schrieb:
Hilf ihm. Geh mal zur Diakonie oder zur Beratungsstelle und frage was du machen kannst. (...) Rede mit jemanden den "er" gern hat.


el_muerte schrieb:
Das habe nicht nur ich Jahre lang versucht, er war auch mal ne Zeit trocken, aber geholfen hat es nicht.


Wenn ich die bisherige Diskussion zum Thema richtig erinnere, dann ist ja gerade das die größte Schwierigkeit: dass man eben mit dem Betroffenen NICHT reden kann, er durch Gespräche seltenst zu einer Therapie bewogen wird, sondern einzig Selbsterkenntnis in die Erkrankung, das Zugeben der Abhängigkeit und die Kapitulation vor dem Alkohol (verbunden mit dem entsprechenden Klick im Kopf) der Anfang einer erfolgreichen Behandlung sein kann. Denn ganz offenbar ist bis zu diesem Schritt der Alkohol stärker. Da helfen weder Appelle an die Vernunft noch der Hinweis auf eine möglicherweise zerrüttete Ehe-, Beziehungs-, Familien- oder Freundeskreis-Situation - im Vordergrund, ja im Lebensmittelpunkt, steht in erster Linie die Suchtbefriedigung. Freunde/Angehörige von Suchtkranken können dieser Tatsache allem Anschein nach nur hilflos, verzweifelt und resignierend zusehen - wirklichen Einfluß auf die Therapiebereitschaft des Erkrankten haben sie vermutlich nicht ... diese muss der Betroffene aus eigenem Antrieb entwickeln und danach handeln.

Wink
07. Februar 2007, 10:46
Lenni
6248 Beiträge

Du siehst das vollkommen richtig, Ute_line. Ich denke mal, du kennst in deinen Umfeld auch Leute, die Alkoholprobleme haben und ähnlich reagieren?Hmm

GrußWinkWink
07. Februar 2007, 18:52
schoeun
794 Beiträge

@lenni: danke für deine ausführliche antwort, meine frage ist geklärtSuper
07. Februar 2007, 20:51
Achim
9038 Beiträge

AlsoLenni gab ja recht ausführlich zum Thema "Alkohol trinken nach ner Therapie" Auskunft. Ich wiederspreche im nur in einem Punkt. Es ist nicht nur zu 99% unmöglich nach ner Therapie kontrolliert Alkohol zu trinken sondern zu 101%.
Zum Thema "mit nassen Alkoholiker über ihr Problem reden" sage ich: es ist die einzige Möglichkeit einem Betroffenen als Ausenstehender zu helfen. Es ist zwar zu 99% sinnlos aber wie gesagt die einzige Möglichkeit für Freunde, Partner, Familie etwas zu tun.Traurig
Wink Achim.